Wintereinbruch
Unerwartet heftig
bläst Nordwind
die goldnen Birkenlichter aus
Mondseidengespinst
in die Nacht gewoben
erstarrt zu Nadeln aus Glas
Im blauen Morgen
schneiden Kristallklingen
das letzte Blutlaub
vom Wein
Dolomiten (aus der Ferne)
Tief in den Kiefernwald
zurückgezogen
das Grün
Darüber
Reste eines Kalkgebisses
wetterzernagt
An den Felswurzeln
Alpenrosen
bei geringster Lichtberührung
Dolomiten (aus der Nähe)
Jeder Schritt
im losen Geröll
ein Scheppern
Helle Laute
wie Tonscherben
springen ins Tal
Im Echo
splittern
Meeresknochen
Vor
Saisonbeginn
Ungeachtet
der gespannten Liftnerven
breitet der Herbst ruhig seine Farbpalette aus
übermalt grün mit gelb mit orange mit violett
und schau!
Die Lawinenrechen haben sich
rostbraun verfärbt
Saisonende
Der Berg erwidert Sonnenwärme
was zum Atemstillstand der Kanonen führt
Sessel kehren scheppernd heim
die Talstation schluckt Stück für Stück
Der weiß ausgerollte Teppich
schrumpft zum schmalen Läufer
an der Geländetreppe schäbig
braun gewetzt
Vom narbenentstellten Antlitz
taut die kalte Schminke ab
Stur
hält die Plakatwand am Skitraum fest
Zuhause
Die Katze schwimmt
auf meinen Atemwellen
spielt Nadelakkorde
unterm Fell
Wie feine Kiesel rollt ihr Schnurren
durch mich
hindurch
Katzenzeit
Auf meinem Schoß
entrollt sich der Pelz
zur Decke
Hektik
zerbricht
in schnurrende Brösel